Meine neue Elektror S3B

Alles rund um klassische elektromechanisch angetriebene Sirenen.
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Teefix
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Meine neue Elektror S3B

Beitrag von Teefix »

Hallo Leute,
nun kann ich mich nach längerer Abwesenheit, gleich mit einer neuen Sirenenstory zurückmelden.

Alles begann Anfang Mai bei einem Besuch in meiner Heimat, genauerer gesagt beim einkaufen. Der eigentliche Supermarkt wurde gerade neugebaut, so ist der alte vorrübergehend in ein Zelt, auf einem alten Fabrikgelände umgezogen. Nach dem einkaufen ließ ich aus reiner Neugierde mal den Blick über das Gelände schweifen und erblickte folgendes:
20150506_115744.jpg
Da war meine Neugierde geweckt... Eine Doppeldachsirene (mein Verdacht war eine S2 bzw S2A), seit 20 Jahren ständig dran vorbei gefahren und doch nie gesehen... Da die Produktion auf dem Werk im Jahre 2012 eingestellt wurde und dieses, wie ich aus der Presse weiß verkauft wird und anschließend umgebaut bzw rüchgebaut werden soll, war etwas Eile geboten.
Daher nahm ich ein paar Tage später Kontakt zu den entsprechenden Stellen auf. Dieses gestalltete sich als etwas schwierig, da die alten Ansprechpartner alle nicht mehr zuständig waren. Mein Glück war aber, dass meine Anfrage trotzdem ihren Weg durch den Konzern genommen hat und letztendlich beim kommischarischen Werksleiter gelandet ist. Dieser war meinem Vorhaben sofort positiv gestimmt!!! Von ihm habe ich dann die Telefonnummer eines ehemaligen Mitarbeiters bekommen, der heute noch nach den rechten schaut. Dieser ganze Akt hat sich leider "ein paar Wochen" hingezogen und die Warterei war sehr anstrengend....

Da zwischen der Sirene und meinen derzeitigen Wohnort knappe 800 Kilometer liegen, musste der Termin für den Abbau in den nächsten Urlaub gelegt werden.

Die Absprache mit dem "Hausmeister" lief sehr reibungslos, er war auf meinen Anruf und das gesamte Vorhaben schon vorbereitet worden. Er bot sofort seine Hilfe an!! Ein Termin war recht schnell gefunden und so konnte die ganze Planung starten.
Anhand von Luftbildern wusste ich ungefähr wo die Sirene steht und wie man am besten an die Sirene rankommen könnte. Diese Planung erwies sich als völlig unnötig, da mein Führer mir Wege und Leitern zeigte die man vorher nicht gesehen hatte.

An einem sonnigen Freitag morgen trafen wir uns am Haupteingang des Werksgeländes und er brachte mich dann zu der entsprechenden Halle auf der die Sirene stand. Der Aufstieg über die Außenleitern gestaltete sich, beladen mit zwei Werkzeugkoffern recht schwierig. Aber als ich das Objekt meiner Begierde aus der Nähe sah war mir klar, dass ich mit meiner ersten Vermutung (S2 bzw S2A) daneben gelegen hatte. Seht selbst:
20151023_091041.jpg
Da stand sie nun eine Elektror S3B Tiefton!!!

Laut Aussage meines Begleiters, der kanpp 40 Jahre auf dem Werk als Betriebselektriker gearbeitet hatte, wurde diese früher für Zivilschutzzwecke genutzt, aber er habe sie seit jahrzehnten nicht mehr gehört. Das ließ für den weiteren Abbau nichts gutes erwarten. Zum Glück hatte ich vorsorglich alles an Werkzeug, angefangen von Kriechöl und Rostlösern, über verschiedenes Handwerkzeug bis zur Flex alles dabei. Aber diese Rechnung hatte ich ohne die alte Dame gemacht...

Zu meinem Vorteil erwies sich, das die Betriebsmaler wohl ein recht arbeitsfrohes Volk waren und der Dame immer wieder einen neuen Anstrich verpassten. Von daher gestalltete sich der Abbau so, das wir nur zwei passende Maulschlüssel brauchten und die Schrauben in nicht mal fünfzehn Minuten gelöst waren. Anschliesend wurde die Sirene zur Bergsteigerin, denn sie musste vom Dach, per Seil abgelassen werden:
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Ihr könnt euch nicht vorstellen wie ich da Blut und Wasser geschwitzt habe, bis sie gefühlt etliche Minuten später (ich glaube es waren keine Fünf Meter Höhenunterschied) in den Armen meines Begleiters eintraf...

Den Ständer hätte ich auch gerne mitübernommen, wurde mir auch angeboten, aber leider hätte dieser meine Transportkapazität gesprengt. Sollte dieser aber bei nächster Gelegenheit noch da sein, werde ich den auch noch bergen.

Nach dem dann Werkzeug und alles Zubehör wieder im Auto verstaut waren, durfte ich noch eine 1,5 stündige Führung durch die alte Fabrik erleben. Für einen wie mich, der an alter Technik/Ruinen interessiert ist, dann noch in der Heimatstadt, war natürlich traumhaft...
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Leider war von der Sirenensteuerung nichts mehr vorhanden... Das Kabel zu Sirene wurde schon vor Jahren gekappt, wahrscheinlich Ende der 90er, Anfang der 2000er Jahre, in diesen Zeitraum wurde die komplette Steuerungstechnik im Werk erneuert.

Hier nochmal Bilder aufgenommen wieder zu Zuhause:
Links S3A Hochton und rechts die S3B Tiefton
Links S3A Hochton und rechts die S3B Tiefton
Typenschild der S3B Tiefton
Typenschild der S3B Tiefton
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SiFan
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Re: Meine neue Elektror S3B

Beitrag von SiFan »

Hallo, das ist ja cool! Wirst Du die S3B restaurieren?

LG SiFan
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HaumeiFranzP
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Re: Meine neue Elektror S3B

Beitrag von HaumeiFranzP »

Klasse Bericht, herzlichen Glückwunsch zum Fang!

Gruß
Daniel
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Teefix
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Re: Meine neue Elektror S3B

Beitrag von Teefix »

Danke euch beiden!!

Die wird definitiv eine komplett Restauration bekommen. Nach der ersten Bestandsaufnahme kann ich sagen, dass der Rotor total festsitzt und die Farben eindeutig neu müssen. Die Reste wie Lager und Wicklung habe bzw konnte ich noch nicht prüfen. Das Dach brauch in den meisten Teilen auch einen Neuaufbau.

Also alles in allen eine Sache die sich nicht von heute auf morgen erledigen lässt.
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Re: Meine neue Elektror S3B

Beitrag von Motorsirene »

Hallo Teefix,
Glückwunsch zum Fang ;-)
Eine schöne Geschichte, spannend bis zum Schluss. Ich freue mich schon auf die Restaurierung.

Liebe Grüße
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Die Sirenenwerkstatt
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Re: Meine neue Elektror S3B

Beitrag von Die Sirenenwerkstatt »

Daumen Hoch! ;-) Bin gespannt ob sie noch leben in sich hat.
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Teefix
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Re: Meine neue Elektror S3B

Beitrag von Teefix »

Es juckt ganz gewaltig in den Fingern da loszulegen, aber momentan habe ich noch andere Projekte die erledigt werden wollen. Fest steht schonmal, diese Restauration wird keine Hau-Ruck Aktion. Alleine das Dach und das Schutzgitter haben mich schon drei Tage beschäftigt, der Rotor sitzt bombenfest (wahrscheinlich durch das Alu) und da ich nichts kaputt machen möchte, dauert es eben ein bisschen.
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Petry
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Re: Meine neue Elektror S3B

Beitrag von Petry »

Hey, hab auch so eine. Wenn du noch ein Doppeldach brauchst, kannst du dich mal melden. Müsste das Dach von meiner noch in der Firma liegen haben...
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Re: Meine neue Elektror S3B

Beitrag von Petry »

Mittlerweile schaut sie so aus...Alles gestrahlt und neu lackiert. :)
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Re: Meine neue Elektror S3B

Beitrag von hoffendlichS3 »

Ich kenne wen anders der vielleicht eins braucht, oder Rene? :P
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Die Sirenenwerkstatt
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Re: Meine neue Elektror S3B

Beitrag von Die Sirenenwerkstatt »

xD hab die Hochtonvariante, da würde sich das auch gut drauf machen, das heisst wenn es denn passen würde^^
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Teefix
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Re: Meine neue Elektror S3B

Beitrag von Teefix »

Hallo

@ Petry: Schönes Ergebnis, denke da werde ich das eine oder andere mal noch mit Fragen auf dich zukommen ;-) Glich vorweg, wie hast du den oberen Deckel abbekommen?? Die Schrauben habe ich raus, aber das Ding rührt sich trotz Einsatz von Kriechöl kein Stück. Das war bei der S2A deutlich einfacher...
da würde sich das auch gut drauf machen, das heisst wenn es denn passen würde
Kann gerne die Tage mal schauen, inwieweit die Dächer von der Größe gleich sind. Habe ja von beiden eins liegen, sind halt nur in schlechten Zustand.
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hoffendlichS3
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Re: Meine neue Elektror S3B

Beitrag von hoffendlichS3 »

Größe müsste passen, der Unterschied den es gibt sind 3 oder 4 befestigungsbolzen.

S3 in hoch oder Tiefton haben die gleichen Statormaße, haben wir beim Treffen gesehen.
Eben nur durch die Aufteilung der Ports hats 3 oder 4 Befestigungsbolzen.
Die Tiefton hat 3, ist ja klar... Wie viel hat deine Hochton Rene?
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Re: Meine neue Elektror S3B

Beitrag von Die Sirenenwerkstatt »

auch nur 3. find ich zwar komisch bei 11 Ports aber ist so. Ich müsste überprüfen, ob die auch jeweils 120° abstand haben.
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Teefix
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Re: Meine neue Elektror S3B

Beitrag von Teefix »

Endlich konnte ich auch an dieser Stelle mal ein wenig weiter an der Sirene arbeiten.

Mittlerweile steht sie ohne das Schutzgitter und den Deckel da. Bis dieses erreicht werden konnte, ging etwas Zeit, zwei Dosen Öl und Rostlöser sowie ein Bohrer flöten. Wie kam es dazu...

Fangen wir vorne an, das Schutzgitter war dank der Farbe komplett mit der Sirene verschmolzen, so das da leider auch nur der Griff zur Abbeize blieb. Dafür gaben die Schrauben, die das Schutzgitter um die Sirene halten nach kurzer Zeit nach und konnten gerettet werden.

Der Deckel vom Rotor stellte sich da deutlich bockiger an, von den vier Sicherungsschrauben brachen drei sofort ab, als ich den Schraubenzieher ansetzte, die letzte ließ sich widerstandlos rausdrehen. Also mussten die drei anderen vorsichtig ausgebohrt werden, zu meinen Erstaunen waren es Messingschrauben.

Aber auch danach ließ der Deckel sich nicht bewegen, erst nach einer Stunde vorsichtigen klopfen mit dem Gummihammer ließ er sich dazubewegen seinen angestammten Platz zu verlassen.
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Kaum war der Deckel runter kam die große "Enttäuschung"... Ein Stück vom Rotor war gebrochen und ich konnte es vorsichtig entnehmen. Damit steht leider fest das diese Sirene nie wieder einen Ton von sich geben wird. Trotz allem werde ich die Sirene weiter restaurieren.
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Nun meine Frage, hat schonmal jemand das Problem gehabt, dass der Rotos so fest saß, das dieser sich nicht mehr bewegen ließ?? Klar ist, das dieser mit dem Abzieher abgezogen werden muss, nur möchte ich an der Stelle nicht noch mehr kaputt machen. Also wo am besten setzt man diesen an?? In der Mitte an der Nut unter der Sicherungsschraube oder außen am Rotor??
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