Aluminiumguss / Ersatzteilherstellung

Berichte über komplette Restaurationen von Sirenen und Zubehör, bzw. Eigenbauten von Sirenen, Steuerungen und Zubehör
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Sirenenhunter
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Aluminiumguss / Ersatzteilherstellung

Beitrag von Sirenenhunter »

Moin,

auch wenn es schon über ein Jahr her ist als ich das letzte mal Aluminium gegossen habe, dachte ich ich lass das Forum mal an meinen Versuchen teilhaben.

Grundsätzlich habe ich es nach langem probieren geschaft originalgetreue Klemmkästen für Elektror Kleinsirenen (S0 uralt und alt, S1, S2, S2A, S3A und S3B) und sogar Ansaugdeckel für die Elektror S1 herzustellen. Dies "komerziell" zu machen würde sich allerdings leider aufgrund des hohen Arbeitsaufwands nicht lohnen, das kann und will keiner bezahlen. Mein Gussofen und die Formen waren auch noch sehr primitiv aber es hat funktioniert. Mit einem gescheiten Ofen würde das auch noch besser funktionieren. Ich habe mehrere Monate gebraucht um mal ein akzeptables Ergebnis zu bekommen und Tricks und Kniffe für ein gutes Ergebnis zu entwickeln.

Leider habe ich damals kaum Fotos vom Herstestellungsvorgang gemacht, nur von den Ergebnissen habe ich Bilder die natürlich im Anhang sind.

Eiene Gussform besteht im Prinzip aus einem zweiteiligen Holzkasten. In beide Hälften kommt spezieller Gussformsand und mit einem Originalteil wird daraus dann in mühevoller Kleinarbeit eine Gussform mit Eingusskanal und Entlüftungslöchern. Nach dem etwas Aluminiumschrott in einem Schmelztigel im Ofen geschmolzen wurde, kann dieses Aluminium nun vorsichtig in die Form gegossen werden. Wenn alles abgekühlt ist, kann das Ergebnis aus der Form geholt und der Sand weggeklopft werden.
Nun müssen Überstände wie der Angusskanal und die Stäbe, die durch die Entlüftungslöcher entstanden sind entfernt werden. Nach dem Abschleifen der Oberfläche müssen bei einem S3A Klemmkasten die Löcher für die Befestigungsschrauben und für die Kabelverschraubung gebohrt werden. In das Loch für die Kabelverschraubung habe ich immer noch ein passendes Gewinde geschnitten (Auch wenn man die Verschraubung mit einer Gegenmutter befestigen könnte will ich es genau wie beim Original haben...).
Nun kann grundiert und lackiert werden. Zum Schluss noch eine Verschraubung im "alten Stil" einschrauben und fertig ist der Klemmkasten.
Ebenfalls habe ich mir für meine Eigenbau S0-Tiefton einen Rotor gegossen (Hierfür kann ich mal einen separaten Beitrag machen). Für den 2 Port Rotor habe ich mir als "Originalteil" zum Erstellen der Form den Rotor als 3D Druck von einem Kollegen machen lassen.

Ich hatte mir sogar den Spaß gemacht und eine Broschüre bzw Katalog oder Bestellliste für die Ersatzteile im Stil der 50er erstellt und die "Firma" "Klemmcustom" getauft :-D

Wie bereits geschrieben mache ich das schon länger nicht mehr aber vielleicht ja irgendwann wieder. Eventuell lässt sich ja der ein oder andere inspirieren und fertigt sich auch eigene Ersatzteile^^ Gerade Klemmkästen fehlen ja immer mal wieder an Sirenen.
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Sirenenhunter
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Re: Aluminiumguss / Ersatzteilherstellung

Beitrag von Sirenenhunter »

Hier noch die Bilder der Broschüre und des Tieftonrotors
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NCW
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Re: Aluminiumguss / Ersatzteilherstellung

Beitrag von NCW »

Sehr schön. In Kombination mit Positivteilen aus dem 3D Drucker ist ja bishin zur kompletten Eigenentwicklung alles möglich.

Tolle Arbeit!
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hoffendlichS3
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Re: Aluminiumguss / Ersatzteilherstellung

Beitrag von hoffendlichS3 »

Sehr schön gelungen, tolle Sache!

Daumen hoch! Und der Retro-Karton gefällt mir da noch mehr besonders :-)
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Sirenenhunter
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Re: Aluminiumguss / Ersatzteilherstellung

Beitrag von Sirenenhunter »

Vielen Dank! :-) Ja in Verbindung mit 3D Druck wäre da echt viel möglich!

Und ja so Kleinigkeiten wie der Karton sind mir wichtig und runden das Gesamtergebnis nochmal ab^^
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Glockengießer
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Re: Aluminiumguss / Ersatzteilherstellung

Beitrag von Glockengießer »

Servus. Ich kann da ein paar Erfahrungen teilen...
Mit dem 3D-Drucker kann man Feinguss-Verlustmodelle aus z.B. PLA herstellen. Diese werden dann in eine Mischung aus Gips, Ziegelsplit (3-5mm) und Schamottemehl (0-1mm), welche mit Wasser angerührt wird, eingebettet und nach dem Trocknen ausgebrannt. In den Hohlraum kann direkt das flüssige Metall vergossen werden. Die fertigen Gussteile sind von der Oberfläche her so sauber und glatt, dass man kaum etwas nacharbeiten muss. Lediglich rotierende Teile, wie Laufräder oder Statorkörbe müssten ggf. auf Maß gedreht werden. So könnte man sogar Ersatz-Laufräder für E57, L1 und jedes andere Sirenenmodell anfertigen.

Ich habe mal eine Glocke nach diesem Verfahren gegossen. Bei Interesse kann ich Bilder vom PLA-Modell und vom fertigen Gusswerk als Referenz zeigen.
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