Sirenennetz

Forenregeln, Anfängerfragen, persönliche Erfahrungen und Ängste, Meinungen, die Foren betreffendes
Benutzeravatar
MiThoTyN
Moderator
Beiträge: 1531
Registriert: Donnerstag 23. September 2004, 00:31

Sirenennetz

Beitrag von MiThoTyN »

Hallo Leute !
Erstmal frohe Weihnachten von mir !!

Ich hab da mal ein Problem. Ich will mir demnächst einen MS200 Fernw.Empf. anschaffen. Habe gehört, dass dieser auch gleich den Takt für das Schütz bereitstellt.

Jetzt bin ich aber allgemein verwirrt. Es gibt doch auch Schaltkästen für die , die den Takt erzeugen. Mit Wahlschalter und allem drum und dran. Und dann gibts doch noch die Version, bei der das Taktsignal über die Telefonleitung kommt, über das Gleichstromferntastgerät (?).

Kann das mal einer erklären ?
Welche Varianten und Kombinationen von Anschlusskästen und Fernsteuerung gab es alles damals ?

Schön wäre vielleicht ein Plan davon. Also an der hängt der Schützkasten, daran der Fernwirkempfänger, oder ein Anschluss ans Telefon oder so ....

Gruß Joachim
Benutzeravatar
FunkerVogth
Moderator
Beiträge: 1565
Registriert: Montag 12. April 2004, 20:45

Re: Sirenennetz

Beitrag von FunkerVogth »

Hallo!

Ganz einfach, Du mußt Dir all diese Einrichtung wie Telefonleitung, Ferntastgerät, Fernwirkempfänger wie ein überdimensionaler Schalter für die Steuerleitung des Sirenenschützes vorstellen.

Das Schütz ist ja so angeschlossen:
L1 - Schützsteuerkontakt - N
So und in diesen Weg werden die o.g. Schalteinrichtungen eingeschleift.

Auf deutsch:
Der FWE kann in der Folge des Signals das Schütz aktivieren und auch deaktivieren. Ebenson das über die Telefonleitung kommende Taktsignal, welches vorher auf das 60V Postrelais im Schaltkasten geht. Dieses kann genauso das Schütz aktivieren. Und das Handfernsteuergerät (also das mit dem Wahlschalter für 4 Alarme, entweder elektronisch oder mechanisch über ein Uhrwerk und Nockenschaltern) schaltet über seine in der Klammer genannten Einrichtungen ebenfalls direkt 220V auf den Schützsteuerkontakt.

Ein Ferntastgleichstromgerät ist ein Gerät welches den Impuls für ein bestimmtes Signal auf die Telefonleitung gibt. Entweder zu Testzwecken, oder zum Alarmieren. Nur ist das Signal eine reine Information die erst im Warngestell ausgewertet und in den entsprechende Takt umgewandelt wird. Erst dann gehts weiter in den Schaltkasten zum Postrelais.

Eine Sache gabs noch: das Warnamt hatte ne Bevorrechtigungsschaltung gegenüber einer Funkauslösung, dh. das Warnamt konnte den FWE quasi sperren, so das keine Taktung von Ihm erfolgen konnte (dafür gibst nen Kontakt am FWE), oder sogar einen laufenden Takt beenden und das eigene Signal durchjagen.

Bei dem FWE den Du bekommen wirst ist ein interner Taster auf dem steht Probe. Der dient nicht dazu das Sirenenschütz kurz anzutasten, sondern mit dem kannst Du diese Sperrung testen. Drückst Du während eines Alarms, wird dieser sofort beendet und das ganze ist für 60 sec gesperrt gegenüber weiteren Funkauslösungen.

Übrigens Feuermelder an den Sirenenstandorten wurde immer am FWE angeschlossen und aktivierten im FWE die Taktfolge per kurzem Knopfdruck.

Anschlußpläne findest Du in den PDF's bei sonnenburg.de im download-Bereich bei MS200-MPS4 usw.
Zuletzt geändert von FunkerVogth am Sonntag 25. Dezember 2005, 12:10, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
MiThoTyN
Moderator
Beiträge: 1531
Registriert: Donnerstag 23. September 2004, 00:31

Re: Sirenennetz

Beitrag von MiThoTyN »

Ah ok .... verstehe.

Wir haben bei uns im FW-Haus nen Schalt-/Schützkasten, der keine eigene Takterzeugung hat (also ohne Ferntastgerät. Oder?). Der kann also nur per Telefon oder FWE angesteuert werden. (Haben nen FWE) Der Schaltkasten hat allerdings auch nen Prüfknopf, um die Sirene anlaufen zu lassen, und nen dicken Schalter, um die Sirene ganz abzuschalten. Diese Art Kasten hab ich hier im Forum auch noch nicht gesehen.

Die Anleitung zum FWE hab ich mir bei Sonnenburg mal angeschaut. Sehr interessant, jetzt wirds klarer.

Und mal weiter zusammenfassend :

Wenn unsere Sirene auch mal per Postleitung angesteuert gewesen war, hätten wir irgendwo noch nen Auswerter für die Taktsignale gehabt, und u.U. so ne Weiche, die das normale Telefon von der Leitung runtergeholt hat. Die Sirene wäre dann vom Warnamt mittels des Ferntastgleichstromgeräts angesteuert worden.

Alle Geräte, die wir dann zur Anteuerung im FW-Haus gehabt hätten, nennt man zusammengefasst Warngestell?

Okok ... Im Forum hab ich jetzt alle Teile schonmal gesehen und kann mir ein Bild machen. Das einzige was mir noch fehlt im Kopf ist der "Auswerter" für die Telefonsignale. Hat sowas schon mal einer gesehen ?

Finde das alles super interessant .. Nur wegen der ganzen Technik würde ich gerne mal ins Jahr 1960 zurückreisen. Das wär der Hammer !!

dir schonmal Funker.

Gruß Joachim
Benutzeravatar
Marco
Harter Kern
Beiträge: 268
Registriert: Freitag 11. Februar 2005, 17:06

Re: Sirenennetz

Beitrag von Marco »

u.U. so ne Weiche, die das normale Telefon von der Leitung runtergeholt hat
Das Postrelais im Sirenensteuerkasten war über eine eigene Leitung mit dem Warngestell in der jeweiligen Ortsvermittlungsstelle verbunden. Diese 'Kupferdoppelader' wurde nicht für den normalen Fernsprechbetrieb genutzt, sondern nur zur Übermittlung der Taktimpulse an das Postrelais, welches wiederum das Schütz steuerte. Die Warngestelle in den Vermittlungsstellen erzeugten die eigentlichen Taktimpulse, wie sie am Schluss von der Sirene abgegeben wurden.
In den Vermittlungsstellen (und nur dort) der Post bzw. Telekom befanden sich die Warngestelle, an denen die Kupferdoppeladern der einzelnen Sirenenstandorte zusammengeführt wurden. Die Warngestelle waren untereinander und mit den jeweiligen Warnämtern vernetzt.
Gewissermaßen als 'Fernbedienungen' für wichtige Personen waren die Ferntastgleichstromgeräte an die Warngestelle über eine eigene zweiadrige Leitung angeschlossen.
(Dies berichtete mir ein Fernmeldehandwerker)

Ich glaub, dass irgendwo hier im Forum das Bild eines solchen Warngestelles zu sehen ist.
Zuletzt geändert von Marco am Sonntag 25. Dezember 2005, 12:00, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
FunkerVogth
Moderator
Beiträge: 1565
Registriert: Montag 12. April 2004, 20:45

Re: Sirenennetz

Beitrag von FunkerVogth »

Hallo!

Genauso ist es richtg.

Aber es gab tatsächlich ne Sirenenweiche zwischen Telefonanschluß und Sirenenschaltkasten. Das WA schaltete bei Alarm den Telefonanschluß tot.
Man drehte einfach die 60 V.
Benutzeravatar
Marco
Harter Kern
Beiträge: 268
Registriert: Freitag 11. Februar 2005, 17:06

Re: Sirenennetz

Beitrag von Marco »

Wurden solche Sirenenweichen immer oder nur bei Leitungsknappheit verwendet?
Gibt es davon irgendwo eine Abbildung?
Benutzeravatar
florianwesel
Harter Kern
Beiträge: 123
Registriert: Donnerstag 8. Dezember 2005, 20:30
Wohnort: Colonia Ulpia Trajana

Re: Sirenennetz

Beitrag von florianwesel »

Wurden solche Sirenenweichen immer oder nur bei Leitungsknappheit verwendet?
Gibt es davon irgendwo eine Abbildung?
>>>immer<<<

Der entsprechende Telefonanschluß war dann für einen potentiellen Anrufer "besetzt".

Diesen Thread finde ich hochinteressant, nun blicke auch ich endlich "durch"!

Einfach genial, dieses Forum!

In diesem Sinne: Einen gesunden und erfolgreichen Start ins Neue Jahr!

Der Ludger
Carpe diem!
Rainer
Sirenenexperte
Beiträge: 811
Registriert: Dienstag 29. November 2005, 18:21

Re: Sirenennetz

Beitrag von Rainer »

So mit der Weiche war es auch auf unserer Schule gewesen.

Das gesamte Schultelefon war während des Probealarmes abgeschaltet.

Bilder habe ich leider nie machen können,auch steht die Schule mittlerweile nicht mehr (Asbest!)

Aber die weiche hing draussen und sah genau so wie ein Zweitwecker der Post aus den 60er Jahren aus.

Mfg.Rainer
Benutzeravatar
FunkerVogth
Moderator
Beiträge: 1565
Registriert: Montag 12. April 2004, 20:45

Re: Sirenennetz

Beitrag von FunkerVogth »

Hallo!

Weichen wurde auch bei sogenannten Warnstellen eingesetzt.
Hier kamen noch Zusatzwecker und ein Lautsprecher + Kopfhörer zum Einsatz. Bei den Warnstellen liefen die Warndurchsagen auf.
Benutzeravatar
FUKW
Neuling
Beiträge: 42
Registriert: Mittwoch 20. April 2005, 17:50

Re: Sirenennetz

Beitrag von FUKW »

Sirenennetz/Warnamt/Techniken

Hallo Zusammen!

Da die Geschichte des Warndienstes technisch sehr interessant ist und ich immer wieder mit Technik--die heut noch läuft-- in Kontakt komm, hab ich hier was passendes für Interessierte.

Zuerst noch: wer stellt für mich zum Bericht Bilder ein?
Wo darf ich die hinschicken?

Kurz vorweg: Die beschriebene Technik lief bis kurz vor Weihnachten 05 und steuerte 4 Sirenen im Stadtgebiet über Draht. Jetzt sind alle mit Funkempfänger ausgerüstet.

Noch eine ergänzung zum Alarmablauf übers Warnamt:
Das warnamt hatte immer das vorrecht und konnte laufende Signale unterbrechen. In Städten oder Gemeinden wo es besonders was zu Schützen gab (Industrie, Versorgung, militärische Einrichtungen) gab es neben dem Warngestell bei der Post, auch ein ORTSwargestell.
Das war meistens bei der Stadt (Rathaus) zu finden.

Hier konnte der Alarm örtlich ausgelöst werden und man konnte die Durchsage vom Warnamt hören.

Hier in meinem Fall gab es parallel dazu ein Ferntastgerät (Sirenensteuerzentrale) bei der FW.

Bild

Bild

Diese Einrichtung wurde auch nach dem Kalten Krieg erhalten und als Auslösemöglichkeit über Funk mit Fernwirkenpfänger aufgerüstet.
Wie man sieht konnten die vier gängigsten Alarme ausgelöst werden.

Bild


Ein Blick ins innere des Steuerschrankes läßt auf gute alte elektromechanische Steuerung hoffen. So ist es. Das ganze wird mit einem Wähler wie in den alten Telefonvermittlungen realisiert.

Bild

Bild

Bild

Die Technik läuft mit 24 Volt aus einer Batterie mit Ladetechnik (in einem Extra Gehäuse). Überwacht sich selber auf Stromausfall, Erdschluß, Drahtbruch. Man sieht also, von der Steuerungsseite ist an alles gedacht.

Bild

Die Anschlußklemmen:

Hier werden unten bis zu sechs Sirenen mit je einer Doppelader (2Drähte) aufgelegt. Ein Feuermelder ist möglich. Ein Wecker (Klingel) zur Störmeldung und der Anschluß vom Warnamt kommend.

Die obere Leiste ist Stromversorgung, Erde, Uhr für Pausensignal.

Bild

Das ganze ist oben Abgesichert mit Sicherungen. (kleine Anmerkung: weiß jemand wie die heißen?)

Bild

Nun auf die Sirenenseite:
Bei jeder Sirene war so ein Relais verbaut das die Impulse des Wähler in der Zentrale in den Sirenentakt umsetzte. Ganz wichtig: es mußte ein 3. Draht angeschlossen werden--Erde-- sonst kam immer eine Störmeldung (Wecker)


Ich hoffe ich konnte einen kleine Einblick geben....
Das Schätzchen wird natürlich aufbewahrt, denn so eine robuste aber auch sichere Technik wird wohl nicht wieder kommen!

Gruß

FUKW
Zuletzt geändert von FUKW am Donnerstag 29. Dezember 2005, 21:28, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
FunkerVogth
Moderator
Beiträge: 1565
Registriert: Montag 12. April 2004, 20:45

Re: Sirenennetz

Beitrag von FunkerVogth »

Hallo!

Das FMAS von Roland Sirenenbau ???

Kannst mir die Bilder auch mal schicken, mail siehe unten..
Zuletzt geändert von FunkerVogth am Donnerstag 29. Dezember 2005, 19:33, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
FUKW
Neuling
Beiträge: 42
Registriert: Mittwoch 20. April 2005, 17:50

Re: Sirenennetz

Beitrag von FUKW »

Hallo Funker!

Du meinst ob die Technik von Roland ist?

Nein!
Von TN (TelenormaNormalzeit) Baujahr 62

Gruß

FUKW
Rainer
Sirenenexperte
Beiträge: 811
Registriert: Dienstag 29. November 2005, 18:21

Re: Sirenennetz

Beitrag von Rainer »

Das FMAS von Roland Sirenenbau sieht anders aus.
Ein rotbrauner ,breitgezogener Kunststoffkasten mit einer Plexiglastüre davor.

Von den Dingern einschließlich Feuermelder habe ich Prospekte zuhause
von Horst Nauditt,Roland Sirenenbau Nöttingen.


Mfg.Rainer
Benutzeravatar
FunkerVogth
Moderator
Beiträge: 1565
Registriert: Montag 12. April 2004, 20:45

Re: Sirenennetz

Beitrag von FunkerVogth »

Bei jeder Sirene war so ein Relais verbaut das die Impulse des Wähler in der Zentrale in den Sirenentakt umsetzte
Erkläre mir das mal genauer.
Ein Wähler erzeugt wie gesagt Wählimpulse, welche je nach Signal unterschiedlich sind. Diese Impulse müssen aber erst in einen brauchbaren Takt für das Schütz umgewandelt werde. Vor Ort in der Sirene kann aber nicht mehr der Impuls ankommen, sondern da muß schon ein Taksignal sein, welches das "dicke" Postrelais ansteuert. Dessen Schaltkontakte sorgen dafür das der Stromkreis des Sirenenschütz geschlossen wird im Rhythmus des Taktes.

Das was Du das abgebildet hast habe ich auch: 2 Eingänge für die Postleitung. Von dort gehts zum Postrelais (liegt darüber) und neben dem Postkabelanschluß ist noch ne Klemme (auch hier zu sehen) auf der der Schaltkontakt des Postrelais liegt.

Entweder gibts das was das ich in der hiesigen Posttelekommunikationstechnik nicht verstehe oder Du vergißt was.
Den das hier kann den Wählimpuls doch nicht den Takt umsetzen.....

Ich beziehe mich hierauf:
Das Ferntastgleichstromgerät (FtaGGt) ermöglicht die Auslösung von Sirenensignalen durch den Hauptverwaltungsbeamten (HVB). Das FtaGGt sendet die Steuerbefehle - ähnlich wie ein Fernsprechapparat - in Form von Wahlimpulsserien über die Ferntastgleichstromleitung (FtaGl) zu einem Warngestell (WaG). Im WaG ist eine Ferntastgleichstromübertragung (FtaGUe) eingebaut, die die Steuerbefehle empfängt und auswertet und damit das entsprechende Sirenensignal generiert. Als Kontrole für den HVB sendet die FtaGUe rückwärts 1700 Hz-Signale im Takt des laufenden Sirenensignals zum angeschlossenen FtaGGt, wo diese Tonfrequenzsignale mittels eines eingebauten Lautsprechers hörbar gemacht werden.
Benutzeravatar
FUKW
Neuling
Beiträge: 42
Registriert: Mittwoch 20. April 2005, 17:50

Re: Sirenennetz

Beitrag von FUKW »

Hallo Funker!

Also ich habs kurz doch noch geschafft, allerdings hab ich grad keinen Scanner und hab deswegen ein Bild von der Beschreibung gemacht.
Ich hoffe Du kannst es bei vergrößerung lesen.

Ich schick es Dir per Mail.

Gruß

FUKW
Antworten