Restauration Elektror S2

Berichte über komplette Restaurationen von Sirenen und Zubehör, bzw. Eigenbauten von Sirenen, Steuerungen und Zubehör
Antworten
Benutzeravatar
Marco
Harter Kern
Beiträge: 268
Registriert: Freitag 11. Februar 2005, 17:06

Restauration Elektror S2

Beitrag von Marco »

Restauration Elektror S2

Technische Daten:
Form: S2
Spannung: 220 V =/~
Strom: 1 A
Gewicht: ca. 5 kg
Gewicht des Rotors: ca. 1 kg
Hersteller: Elektror (Karl W. Müller, Esslingen am Neckar)
Herstellung: geschätzt 1950-1960

Das gute Stück sah auf den ersten Blick ganz proper aus. Lediglich die Abdeckkappe für den elektrischen Anschluss war nicht mehr vorhanden. Sonst schien sie aber komplett zu sein, wenn man das Dach mal außer Acht lässt.

Die Lackschicht ist nicht mehr brauchbar. Der Vorbesitzer hatte die Sirene wohl schon einmal bearbeitet. Die bröselige Originallackschicht war einfach mit einer Farbe überstrichen worden. Diese seltsame Farbe war überhaupt nicht deckend, klebte und roch extrem vermodert. Sogar die Anschlussklemme aus Porzellan war liebevoll weiß angepinselt. Aber egal, einfach runter damit!

Hier habe ich die Sirene grob zerlegt: Der Rotor ließ sich nach dem Lösen der 2 Sicherungsschrauben ohne Kraftaufwand abnehmen. Die Kohlebürsten habe ich markiert, damit sie beim Zusammenbauen wieder in die richtige Halterung kommen, denn der Motor hat sich über die Jahre mit der Anordnung eingefahren.

Nun ging es an den Motor: Dazu musste ich erst mal die Verschlussschrauben freilegen.Die waren mit einer zementähnlichen Masse versiegelt, die sich verdammt schwer herauskratzen ließ. Die darunter ligenden Muttern machten Probleme und konnten nicht gelöst werden. Also musste ich sie beide anbohren, um sie anschließend zu entnehmen. Dabei galt es höllisch aufzupassen, dass die Gewindestange (auf der die Muttern saßen) nicht beschädigt wurde. *schwitz*

Der Motor ist offen und gleich darauf bekommt die Achse des Läufers das obere Kugelgelenk abgezogen. Es war zwar noch ok, aber wenn ich das Ding schon mal offen habe, dann tausche ich es auch gleich. Doch dann passierte das Schlimme: Beim Herausschlagen des Läufers aus dem Motorgehäuse löste sich das untere Kugelgelenk von der Achse und blieb unten in der Lageraufnahme zurück. Shit!

Die Halterungen für die Kohlebürsten habe ich auch noch ausgebaut, damit sie beim Lackieren später nicht im Weg sind. Die Feldspule zu entfernen war leider unmöglich, die sitzt zu fest im Sirenenfuß. Das folgende Foto zeigt die entnommenen Einzelteile des Motors.

Dann habe ich mich noch mal an das untere Kugellager rangemacht. Mit zwei Drahtschlingen versuchte ich das Ding herauszuziehen, nachdem ich es vorher mit Eisspray eingesprüht hatte. Aber nix zu machen - bombenfest. Um nichts zu verschlimmbessern hab ich dann die Finger davon gelassen und es nur so gut es ging gereinigt und gefettet.
Dateianhänge
Typenschild
Typenschild
Gesamtansicht
Gesamtansicht
Die Lackschicht ist nicht mehr brauchbar
Die Lackschicht ist nicht mehr brauchbar
Hier habe ich die Sirene grob zerlegt
Hier habe ich die Sirene grob zerlegt
Verschlussschrauben
Verschlussschrauben
Entnahme des Motors
Entnahme des Motors
die entnommenen Einzelteile des Motors
die entnommenen Einzelteile des Motors
das untere Kugellager
das untere Kugellager
Zuletzt geändert von Marco am Samstag 21. Mai 2005, 19:58, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Marco
Harter Kern
Beiträge: 268
Registriert: Freitag 11. Februar 2005, 17:06

Re: Restauration Elektror S2

Beitrag von Marco »

Teil II:
Danach sind die Gehäuseteile entlackt worden. Habe sie teilweise in heißes Wasser gelegt und mit einem Topfschwamm aus Metall abgerieben. Der Motorkörper ist abgeschliffen worden, weil die Feldspule noch darin ist, die ja nicht ins Wasser darf. An den Rotor bin ich mit Abbeizer gegangen, aber durch die pickelige Oberfläche im Inneren ging die Farbe nicht ganz weg.

Die wesentlichen Gehäuseteile sind grundiert und lagen so rum im Keller - teilweise noch abgeklebt.

Zwischendurch bekam der Läufer des Motors ein neues oberes Kugelgelenk verpasst. Das untere steckte ja in der Lageraufnahme fest. Die Kupferlamellen des Kommutators habe ich mit Methanol gereinigt.

Da haben die Gehäuseteile ihre Lackschicht bekommen. Hatte mich für schwarz entschieden, da die Sirene auch ursprünglich schwarz war und ich noch davon Farbreste hatte. Man sieht hier die Einzelteile kurz vor dem Zusammenbau.

Der Rotor hatte mich sehr aufgehalten. Nachdem endlich die alte Farbe weitgehend runter war, konnte ich das Ding grundieren. Und man sieht immer noch rote Farbreste...

Der inzwischen lackierte Rotor liegt bereit zum Einbau in den Stator. Lackiert hab ich ihn übrigens nur außen mit Sprühlack. Innen ist er mit dem gleichen Farbton (RAL 3000) angepinselt – da wäre ich mit der Sprayflasche allein nicht an alle Stellen gekommen, oder es hätte außen dann Lacknasen gegeben.

Und nun isse wieder komplett zusammengebaut. Und weil ich keine Abdeckkappe mit Zugentlastung für die Klemme habe, musste ich die Sirene auf eine Multiplexplatte montieren, damit das Kabel daran mit einer Schelle fixiert werden konnte. Eine Erdungsklemme sucht man am Gehäuse vergeblich - dazu ist die Sirene wohl zu alt. Also habe ich den Schutzleiter einfach an die Befestigungsschraube der Porzellanklemme mit einem Kabelschuh und einer Mutter angeklemmt. Und zum Größenvergleich steht daneben ihre kleine Schwester, eine S1, auch von Elektror.

Schließlich bittet die Sirene euch um HILFE: Sie schämt sich wegen ihrer nackten Anschlussklemme und SUCHT eine passende Abdeckung! Vielleicht hat ja noch jemand so etwas herumliegen. Kann gerne auch eine Abdeckkappe für eine S1 sein, denn die passt auch. Ein Dach habe ich schon in Aussicht .

Danke für's Lesen!
Dateianhänge
Gehäuseteile entlackt
Gehäuseteile entlackt
Gehäuseteile sind grundiert
Gehäuseteile sind grundiert
der Läufer
der Läufer
die neu lackierten Gehäuseteile
die neu lackierten Gehäuseteile
der grundierte Rotor
der grundierte Rotor
Der inzwischen lackierte Rotor liegt bereit zum Einbau in den Stator
Der inzwischen lackierte Rotor liegt bereit zum Einbau in den Stator
Und nun wieder komplett zusammengebaut
Und nun wieder komplett zusammengebaut
Benutzeravatar
Marco
Harter Kern
Beiträge: 268
Registriert: Freitag 11. Februar 2005, 17:06

Re: Restauration Elektror S2

Beitrag von Marco »

Naja, so eine Sirene ist in der Regel nicht doppelt schutzisoliert und braucht daher nach VDE-Vorschrift einen Schutzleiter.
Wenn der Heuler aber in der Praxis unerreichbar auf einem Mast mit einer Zwischenisolierplatte montiert ist, kann auch niemand einen Stromschlag bekommen. Im schlimmsten Fall würde die Sirene dann durchbrennen.
Also ich würde den Schutzleiter trotzdem anklemmen - Stromschläge sind unangenehm, denn das Gefühl, innerlich zu kochen, hält man nur ungern aus.
LRKON
Neuling
Beiträge: 95
Registriert: Dienstag 5. April 2005, 00:46

Re: Restauration Elektror S2

Beitrag von LRKON »

hey marco.... also: allen respekt! soviel fummelei und dann so ne klasse styling! gefällt mir echt gut!!

ne frage noch zur sache selbst: unterscheiden sich s1 und s2 in der frequenz? ich hab so ne dinger noch nie gehört - zählen die eigentlich als luftschutzsirenen? immerhin funktionieren die ja mit 220 volt...

gruß Konrad
Benutzeravatar
Marco
Harter Kern
Beiträge: 268
Registriert: Freitag 11. Februar 2005, 17:06

Re: Restauration Elektror S2

Beitrag von Marco »

Hey Konrad,
zwischen der S1 und der S2 gibt es einen Unterschied in der Frequenz, den man gut heraushören kann.
Die S1 hat einen etwas höeren Ton als die S2. Es liegt wahrscheinlich daran, dass der schwerere Rotor der S2 nicht so auf die Tourenzahl wie die S1 kommt. Die Anzahl der Fenster ist ja gleich.

Die S1 und S2 sind beides noch Kleinsirenen. Allgemein wird immer davon gesprochen, dass eine Sirene mit einer Leistung ab 1kW als 'Luftschutzsirene' bezeichnet wird. Die S3A ist z.B. eine solche.

Irgend jemand hat mal gesagt, dass die S2 auch zur Feuerwehralarmierung in kleinen Dörfern ('Weilern') eingesetzt wurde.
Zuletzt geändert von Marco am Freitag 10. März 2006, 21:43, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Marco
Harter Kern
Beiträge: 268
Registriert: Freitag 11. Februar 2005, 17:06

Re: Restauration Elektror S2

Beitrag von Marco »

Vor Monaten hab ich ein Dach für die S2 bekommen. An dieser Stelle noch einmal besten Dank dem edlen Spender!

Zwar war das Dach sehr sorgfältig mit einem guten Lack versehen, aber irgendwie passte nach meinem Geschmack das Gelb nicht zur schwarzen Sirene. Also habe ich den Lack mit heißem Wasser weich gemacht und abgezogen.

Unter der gelben Lackschicht befand sich eine weitere. Scheinbar war es Hammerit oder so. Jedenfalls haftete das Zeug so optimal, dass es sich nur mechanisch mit der Drahtbürste entfernen ließ. Eigentlich hätte ich diese Schicht auch drauflassen können, aber ich wollte die sehr tiefen Krater, die durch Rost verursacht wurden, beseitigen. Hier sieht man das komplett entlackte Dach.

Um wieder eine glatte Oberfläche herzustellen, hab ich die Krater mit Polyesterspachtelmasse gefüllt, anschließend die Oberfläche geglättet. Das muss noch ein paar Mal wiederholt werden, ehe es ganz glatt ist.

Die Unterseite des Dachs glattzuschleifen ist problematisch weil das wegen der Wölbung pure Handarbeit ist. Wird sich noch etwas hinziehen. Jetzt erst mal das Typenschild.
Dateianhänge
S2 mit neuem Dach
S2 mit neuem Dach
Lackentfernung
Lackentfernung
ResElektrorS236.jpg (11.27 KiB) 8259 mal betrachtet
das komplett entlackte Dach
das komplett entlackte Dach
das gespachtelte Dach
das gespachtelte Dach
Gast

Re: Restauration Elektror S2

Beitrag von Gast »

Hallo Marko die S2 kommt mir so groß vor, köntest du mir mal die Höhe ohne Schutzdach und den Rotordurchmesser sagen?
Benutzeravatar
Marco
Harter Kern
Beiträge: 268
Registriert: Freitag 11. Februar 2005, 17:06

Re: Restauration Elektror S2

Beitrag von Marco »

Kein Problem:
Höhe der Sirene als solche: ~25 cm
Durchmesser des Rotors: ~18cm
SirenenHenry
Neuling
Beiträge: 46
Registriert: Dienstag 28. September 2004, 21:45

Re: Restauration Elektror S2

Beitrag von SirenenHenry »

Kann mir eigentlich jemand sagen auf wieviel Dezibell es eine S2 schafft?
Habe jetzt auch ein Schutzdach für meine S2. Hat nen halben Meter Durchmesser und wurde von uns aus einer dünnen Glasfaserplatte aus dem Baumarkt kreisförmig zurechtgeschnitten und dann kegelförmig ausgeschnitten. Anschließend verklebt und grün lackiert. Nun steht sie stolz auf meinem Schrank. Werd bei Gelegenheit mal ein Pic davon machen.

Gut heul!

Der SirenenHenny
Benutzeravatar
Marco
Harter Kern
Beiträge: 268
Registriert: Freitag 11. Februar 2005, 17:06

Re: Restauration Elektror S2

Beitrag von Marco »

Nachdem ich im Dezember mit der Herrichtung des Daches begonnen hatte, konnte ich aus Zeitgründen erst in der letzten Woche mit dem Projekt weitermachen. Das Dach war soweit gespachtelt und glatt geschliffen. Danach musste ich mir irgendwas einfallen lassen, wie ich es auf dem Statordeckel befestigen sollte. Um den passenden Abstand zwischen Deckel und Dach zu finden, habe ich aus Pappe solche provisorischen Abstandshalter gebaut.

Entsprechend den passenden Pappstreifen wurden diese Abstandshalter aus Metall geschnitten und gebogen.

Habe den Statordeckel probehalber festgeschraubt und die Abstandshalter etwas nachgebogen, bis alles passte.

Danach ist das Dach inkulsive aufgeschraubten Abstandshaltern mit einem Lack gestrichen worden, der gleichzeitig auch ein Rostschutzanstrich ist. Nach 8 Stunden Trocknen habe ich eine zweite Schicht Lack aufgetragen - jetzt muss dieser erst mal 14 Tage (lt. Anleitung) voll durchhärten.
Dateianhänge
provisorischen Abstandshalter
provisorischen Abstandshalter
Abstandshalter aus Metall
Abstandshalter aus Metall
ResElektrorS247.jpg (7.77 KiB) 8253 mal betrachtet
Hier sind sie befestigt zwischen Statordeckel und Dach
Hier sind sie befestigt zwischen Statordeckel und Dach
Die Schraubenköpfe auf der Oberseite des Daches
Die Schraubenköpfe auf der Oberseite des Daches
provisorisch festgeschraubt
provisorisch festgeschraubt
Zuletzt geändert von Marco am Montag 6. März 2006, 00:14, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Marco
Harter Kern
Beiträge: 268
Registriert: Freitag 11. Februar 2005, 17:06

Re: Restauration Elektror S2

Beitrag von Marco »

Hier zwei Fotos vom lackierten Dach.

Angetrocknet ist die Farbe schon, aber das Durchhärten soll satte 14 Tage dauern. So lange steht die Kapp' im Gartenhaus vor der Heizung und lässt sich wärmen. Und der beißende Geruch stört auch niemanden.
Ich überlege, ob ich das Dach noch ein drittes Mal lackieren soll...
Dateianhänge
ResElektrorS251.jpg
ResElektrorS252.jpg
Benutzeravatar
Marco
Harter Kern
Beiträge: 268
Registriert: Freitag 11. Februar 2005, 17:06

Re: Restauration Elektror S2

Beitrag von Marco »

Jetzt ist auch das Typenschild wieder dran. Habe zwei Stahlnägel so abgeschnitten, dass nur noch der Kopf und ca. 5mm des Schaftes übrig blieben. Diese verstümmelten Nägel dienten mir als Ersatz für Nieten. In das erste Loch ließ sich der Nagel samt Typenschild gut einschlagen, das zweite Loch allerdings war durch das Ausbohren etwas größer geworden. Darin hielt der Nagel nicht besonders fest. Also habe ich ein bisschen Zweikomponentenkleber in die Bohrung gegeben. Solange, bis der Klebstoff ausgehärtet war, habe ich alles mit einem Kabelbinder fixiert.

Eigentlich war es ja Unsinn, das Typenschild überhaupt abzunehmen. Schießlich kann das Alugehäuse des Motors sowieso nicht rosten. Ich hätte das Schild beim Lackieren einfach nur abkleben sollen.
Dateianhänge
ResElektrorS242.jpg
ResElektrorS243.jpg
Zuletzt geändert von Marco am Freitag 10. März 2006, 21:42, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Marco
Harter Kern
Beiträge: 268
Registriert: Freitag 11. Februar 2005, 17:06

Re: Restauration Elektror S2

Beitrag von Marco »

Heute bekam die S2 eine provisorische Anschlussabdeckung aus Pappe. Irgendwann werde ich evtl. versuchen, die Abdeckung aus Metall nachzubauen. Das Pappding dient dann als Referenzobjekt. Aber mal schaun, vielleicht finde ich ja doch noch eine Originalabdeckung.

Schon seit einiger Zeit ist die Farbe des Sirenendachs durchgetrocknet - jetzt ist es endlich auf den Statordeckel montiert.

Das Dach wurde übrigens mit einer anderen Farbe als die Sirene gestrichen. Es ist mit einer dicken Schicht aus spezieller Rostschutzfarbe beschichtet. (2 Anstriche) Aber wofür eigentlich? - Die Sirene bleibt sowieso drinnen.
Dateianhänge
ResElektrorS231.jpg
ResElektrorS232.jpg
Zuletzt geändert von Marco am Samstag 29. April 2006, 23:45, insgesamt 1-mal geändert.
Gast

Re: Restauration Elektror S2

Beitrag von Gast »

Sieht echt super aus! Mein Kompliment!
Benutzeravatar
Lynx112
Sirenenexperte
Beiträge: 507
Registriert: Dienstag 31. Januar 2006, 03:31

Re: Restauration Elektror S2

Beitrag von Lynx112 »

Sehr hübsches Gerät, die würd ich (schon wegen der Optik) sogar auf´s Dach stellen
Antworten