ZEIT (Nr. 45) Alarmierungslücke in Deutschland

Aktuelle Probealarmtermine, Berichte über Sirenenauf-/abbau, Nachbarschaftsstreits, Pressemeldungen
gruenkohl

ZEIT (Nr. 45) Alarmierungslücke in Deutschland

Beitrag von gruenkohl »

Moin,

in der aktuellen ZEIT (Nr. 45) ist auf Seite 45 (Rubrik "Wissen") ein lesenswerter Artikel über die Alarmierungslücke in Deutschland seit dem Abbau des Sirenennetzes des Bundes. Dekoriert ist der Beitrag mit einer schönen Text-Bild-Montage (freigestellte e57).

Wer also wegen der Patschen-Bravo ohnehin zum Kiosk wollte, dem empfehle ich einen Blick in die "ZEIT"!
Olaf
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Re:

Beitrag von Olaf »

Guter Tip, da ist das Geld um ein Vielfaches gehaltvoller angelegt.
Wird erledigt!
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turboquattro
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Re:

Beitrag von turboquattro »

Sehr interessanter Artikel!

Wird "Zeit", das dieses Thema mal öffentlich angegangen wird.
Hier ist definitiv etwas verschlafen worden. In dieser Hinsicht ist Deutschland wohl (wieder, war ja schon anders) Entwicklungsland.

Und was schließe ich aus dem Artikel

Egal was die Behörden da neues ausprobieren und zu entwickeln versuchen:
Das einzige Mittel, den größeten Teil der Bevölkerung schnell und effektiv zu warnen ist und bleibt die SIRENE

Alarmierung über

-Handy: Oft kein Netz, Akku leer, nicht immer dabei, nicht immer eingeschaltet.
-Funkwecker: Den hat man dann auch nur zu Hause.
-Radio-RDS: Müßte auch immer an sein, ich hab nicht mal einen Radio in meiner Wohnung.

Warum will man hier versuchen, das in vielen Ländern funktionierende System der Sirenenalarmierung wieder durch was neumodisches zu ersetzten!?
(Erinnert mich irgendwie an das Mautsystem, möglichst kompliziert und hochtechnisch - typisch deutsch.)

Gruß
Mario
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MiThoTyN
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Re:

Beitrag von MiThoTyN »

Joaaa.... Was neues zu erfinden ist jetzt nicht die dümmste Idee. Nachteil der Sirenenalarmierung ist, dass sie ortsgebunden ist. D.H. nur ein gewisser Bereich wird von den Sirenen abgedeckt, egal wie viele Leute sich in dem Bereich aufhalten. Je mehr Leute mal also erreichen will, grad in flächenmäßig großen Gebieten, desto mehr Sirenen muss man aufstellen. Die Zahl der Sirenen wird nochmal erhöht, bzw. die Standorte dichter, wenn man auf die städtischen Gegebenheiten eingehen will/muss. Schalldichte Fenster, erhöhter Stadtlärm usw. Nicht einfacher macht das ganze dann die Standortsuche für so viele Sirenen. Von den Kosten für die Anschaffung und Wartung mal abgesehen. Nicht jede Gemeinde/Stadt wird sich das in der notwendigen Form leisten können. Der Bund wird es sicher nicht übernehmen, auch wenn es eigentlich seine Aufgabe wäre. Aber der Katastrophenschutz ist ja auch schon vom Bund auf Länderebene verlagert worden.

Die Warnung der Bevölkerung mit Sirenen ist also nicht das einfachste Mittel und auch nur bedingt effektiv. Da liegt der Wunsch nahe, vielleicht eine bessere Lösung zu finden. Die Ansätze sind auch gar nicht mal so schlecht gewesen.

Die Geschichte mit dem Funkwecker z.B.. Das bezog sich im Übrigen nicht nur auf Funkwecker, sondern auf alle Funkuhren. Auch Armbanduhren. Ich durfte selbst an dem Feldversuch teilnehmen und bekam solch eine Alarmuhr. In Regelmäßigen Abständen wurde dann vom Zeittzeichensender in Mainflingen ein Alarmsignal ausgesandt. Die Uhr fing dann an zu Piepen und zeigte ein Sirenensymbol im Display.

Das Konzept dahinter war eigentlich recht genial. Das Herstellen solcher Alarmfunkuhren kostet nicht wesentlich mehr als das Herstellen einer normalen Funkuhr. Die Anschaffung der Uhren übernehmen die Bürger selbst, es entstehen dem Bund dadurch keine Kosten. Jeder Bürger, der sich eine Funkuhr kauft (weil er eine Uhr braucht), kauft den Alarmempfänger mit, ohne für ihn wesentlich mehr zu bezahlen. Abgesehen davon wie viele Funkuhren ein Bürger hat, wird er überall gewarnt. Per Armbanduhr sogar mitten in der Pampa. Das Einspeisen der Alarme in den Zeitsender ist auch einfach und günstig und es muss keine großartige Infrastuktur (Postnetz, Funknetz) gebaut werden.

Nachteile: Das Zeitzeichensignal hat Probleme durch Hauswände zu funken und viele Alarme sind in der Testphase deshalb nicht bei den Uhren angekommen. Die Zuverlässigkeit ist also nicht gegeben. Auch würde es sehr lange dauern, bis jeder Bürger zumindest 1-2 solcher Uhren besitzen würde. In der Zwischenzeit könnten diese nicht gewarnt werden.

War also eigentlich gar nicht so schlecht diese Idee. Aber solange nix besseres gefunden wird, sind die Sirenen natürlich DAS Warnmittel überhaupt.

Gruß Joachim
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turboquattro
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Re:

Beitrag von turboquattro »

Sicherlich hat auch die Sirenenalarmierung Nachteile.

Die Funkuhr hat man dann auch nur in einem Zimmer. Ob man da davon Nachts aufwacht?
Was ist wenn ich drausen bin. Auch wenn's als Armbanduhr ebenfalls gibt, ich hab keine dran!
Ich bin mir ziemlich sicher, wenn die Bevölkerung mehr für die Signale der Sirenen sensiblisiert wird und das am besten einheitlich für ganz Deutschland, funktioniert das im Ernstfall.
Beispiel auch bei mir aus der Umgebung mit dem KKW Grafenrheinfeld (Radius 25 Km bestückt mit Sirenen):
Auch wenn hier die meisten nicht viel drauf geben bzw. nicht wissen, was das Signal bedeutet, bin ich mir doch ziemlich sicher, das wenn die losheulen zu einer ungewöhnlichen Zeit, z.B. auch Nachts, den meisten wohl klar wird, das da was passiert ist.

Mario
Siggi
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Re:

Beitrag von Siggi »

Ja, die Sensibilisierung ist eben weg, aber das liegt eben auch am Abbau des Warnnetzes. Man muss die Bürger eben wieder ranführen an die Sirene. Ihnen mitteilen, dass es welche gibt und klar machen, dass wenn sie heult - dann gilt's.

Wenn man seit über 15 Jahren keine Sirene mehr gehört hat bzw. diese ja abgebaut sind, dann kann ichs keinem übel nehmen, dass er es nicht wahrnimmt.

Gruß,
Euer Siggi
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MiThoTyN
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Re:

Beitrag von MiThoTyN »

Das Sensibilisieren ist so ne Sache. Bei den Probealarmen wird immer das "echte" Signal zur Warnung benutzt. Was passiert denn jetzt, wenn morgens um 11 die Sirenen heulen? Die meisten denken es ist ein Probealarm, auch wenn sie nichts davon gelesen haben. Kann man ja schonmal übersehen solch eine Ankündigung.

Besser wäre es doch, wenn die Sirenen zur Probe nur mal kurz aufheulen würden. So wie es ursprünglich ja auch war. Ein 6-12 Sek Dauerton. Das Signal ist lange genug als Probe, aber nicht zu lange um die Leute zu nerven. Und es unterscheidet sich deutlich von dem "echten" Signal zur Warnung. Wenn man das Probealarmsignal so benutzen würde, gäb es keine Verwechslung mehr und ein Signal "Warnung" morgens um 11 wäre IMMER klar als Ernstfall zu erkennen.

So wie das jetzt ist, nimmt doch niemand den Ernstfall wahr, weil jeder denkt es ist ein Probealarm.

Allgemein ist momentan auch das Problem, dass jeder sein eigenes Süppchen kocht. Ich hab hier schon die dollsten Signale gelesen, die heutzutage von den einzelnen Städten benutzt werden. Meiner Meinung nach sollte es nur 1 "echtes" Signal geben. Nämlich die Warnung, also 1min Heulton. Zusätzlich halt das kurze Aufheulen zur Probe. (Und der Feueralarm, der aber ja nur für die Feuerwehr gilt)

Das wäre an Einfachheit nicht zu unterbieten und macht ganz klar: 1min Heulton=>Ernstfall. Bundesweit bzw. überwiegend sogar Weltweit.

Gruß Joachim
Torty

Re:

Beitrag von Torty »

Wenn das Sirenensignal Warnung ausgelöst wird, werden die Feuerwehrleute eigentlich als erstes informiert, da doch auch die FMEs Alarm auslösen und der Disponent der Leitstelle auch eine Durchsage macht. So habe ich es bei uns in Staufenberg erlebt.
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MiThoTyN
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Re:

Beitrag von MiThoTyN »

Kann sein, muss aber nicht. Kommt drauf an, ob die 5-Ton-Folge der Sirene mit auf den FME's mit drauf ist. Oft gibt es aus Mangel an Schleifen oder aus der Vergangenheit herangewachsen pro Feuerwehr/Löchgruppe nur eine Schleife. Ohne Sirenendoppelton werden dann nur die FME's alarmiert, mit Doppelton die Sirene UND die FME's. In vielen Fällen haben aber die Sirenen eine eigene Schleife und hängen nicht mit den FME's zusammen. In Gebieten mit digitaler Alarmierung gibt es so einen Zusammenhang eigentlich gar nicht mehr.

Man kann also nicht sagen, dass Feuerwehrleute prinzipiell "als erstes" gewarnt werden. Bringt ja auch keine Vorteile. Die ganze Bevölkerung soll ja gewarnt werden.

Gruß Joachim
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Laatze
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Re:

Beitrag von Laatze »

Ja, das mit dem "eigenes Süppchen" ist mir auch schon aufgefallen. Da gibt es ja die unterschiedlichsten Varianten. So, wie es eben beschrieben wurde, ist es am besten! 3 Signale: Warnung, Entwarnung und Feueralarm. Ggf. noch ein 4. zur Probe.
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Lynx112
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Re:

Beitrag von Lynx112 »

Eben, das mit den FME´s ist nicht so...
bei uns läuft alles digital, sirenenschleifen hat bei uns keiner auf dem ME programiert..

okay, ich schweife bissl vom ab
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MiThoTyN
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Re:

Beitrag von MiThoTyN »

Wobei die Frage ist, warum mal "Entwarnung" per Sirene geben muss. Das finde ich unnötig. Die "Entwarnung" ist meines Erachtens nach nicht so wichtig und zeitkritisch wie eine Warnung. Wenn die Entwarnung per Radio/Fernseh kommt, ist das eigentlich ausreichend. Das per Sirene zu machen wär wieder ein Signal mehr und wieder eine Verwechslungsgefahr. Die Leute hören ne Sirene, kennen das Signal nicht oder können es aus dem Keller nicht richtig hören und denken es ist was passiert, dabei war das nur ne Entwarnung. Find ich persönlich nicht gut. Ne Sirene soll vor Gefahren warnen und nicht entwarnen.

Gruß Joachim
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FunkerVogth
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Re:

Beitrag von FunkerVogth »

Bevor Ihr Geld ausgebt, der Artikel steht auch online bei der Zeit.
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michel
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Re:

Beitrag von michel »

Hallo!

Der Artikel ist sogar als MP3-Datei zum Downloaden!
Höre ich gerade an!

Gruss
Der selbe MICHEL, die nächste Sirene bitte!!!

>>>>> über 10 Jahre: "Zivilschutz- und Feuerwehrsirenen in Aktion" oder "alte Zivilschutzsirenen zum Leben erweckt".
Olaf
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Re:

Beitrag von Olaf »

Hmmm, der Erzähl-Onkel geht aber hart in Richtung Gebrüder Grimm...
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