Restauration EMB 1011 (13 Bilder)

Berichte über komplette Restaurationen von Sirenen und Zubehör, bzw. Eigenbauten von Sirenen, Steuerungen und Zubehör
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Marco
Harter Kern
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Restauration EMB 1011 (13 Bilder)

Beitrag von Marco »

Hallo zusammen,

hier ein kurzer Bildbericht über die Restaurieung einer EMB 1011.

Technische Daten
Sirenenhersteller: EMB - Elektromechanik, Berlin-Pankow
Motorhersteller: VEB-Elektromotoren, Leisnig
Typ: 1011
Tonfrequenz: 600 Hz
Spannung: 220 V Gleich- oder Wechselstrom
Strom: 1,5 A
Leistung: 300 W
Drehzahl: 6000 U/min (50 Hz)
Kaltbetrieb: 3min
Baujahr: 1957 (laut Kondensatoraufdruck)


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Fast 2 Monate nach dem Kauf kam sie endlich nach erheblichem Ärger zu mir. Alle wichtigen Teile waren vollständig aber total dick zugepinselt mit Lack, Farbe und teilweise Putzresten.
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Blick in den Anschlusskasten. Darin verbergen sich Anschlussklemme, Kondensator und Ringkerndrossel zur Funkentstörung (Bürstenfeuer). Interessant sind die Reste des Anschlusskabels: Die Drähte sind noch aus Aluminium. Zudem war die Sirene 'klassisch genullt/geerdet'. Einen Probelauf hab ich nicht gemacht, denn der Rotor/das Laufrad saß fest.
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Auch nach dem Lösen der beiden Befestigungsschrauben saß der Rotor noch bombenfest, so dass der Abzieher ran musste. Nach dem Rausziehen sah man, dass am Stator und Rotor tiefe Kratzspuren waren, die durch eingedrungene Putzreste, Sand, etc. entstanden sind.
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Nun wurde der Fuß abgenommen. Nach einem ersten Blick in den Motor war ich erleichtert, dass die Wicklungen nicht abgebrannt waren und die Kohlen sich nicht in den Kommutator eingebrannt hatten.
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Auf dem folgenden Bild ist das gute Stück schon geschlachtet und von den alten Lackschichten befreit. Insgesamt waren 4 Farbschichten (grün - hellgrün - beige - braun) draufgepinselt. Sofern es ging hab ich die Teile in fast kochendes Wasser gelegt und konnte dadurch die Farbe in einem Durchgang abschälen. Nur der Motorteil (mit der Feldspule) durfte nicht ins Wasser und musste abgeschliffen werden.
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Das Dach war an der Unterseite etwas verrostet und wurde mit Rostumwandler behandelt. Man sieht auch noch 4 Reste von entfernten Haltewinkeln. Mir kommt es so vor, als war das ursprünglich mal die Abdeckung von einem Ofenrohr.
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Hier sind die Einzelteile grundiert und teilweise abgeklebt. Der Rotor hat außen keine Schicht, denn der Abstand zwischen Rotor und Stator ist so extrem gering, dass beide durch zu viel Farbe schon aneinander scheuern könnten.
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Zuletzt geändert von Marco am Montag 2. Mai 2005, 01:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Marco
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Re: Restauration EMB 1011 (13 Bilder)

Beitrag von Marco »

Teil II:

Jetzt haben alle Teile die Lackschicht bekommen. Wollte mich mit grün an den Originalzustand anlehnen, denn Restaurierung heißt ja übersetzt 'Wiederherstellung'. Die erste Lackschicht war so ein seltsames Pastellgrün, was es aber nicht zu kaufen gibt.
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Der Läufer bekam neue Kugellager, weil sich die alten nicht mehr richtig säubern ließen.
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Kurz vor der Bestückung des Anschlusskastens. Der alte Kondensator war aufgeplatzt, deshalb musste ich den austauschen. Glücklicherweise kein seltenes Bauteil, so dass ich das kurzfristig in der Stadt kaufen konnte. Schrumpfschläuche, Dritte Hand, Lötkolben, Kabelschuhe usw. sind noch zu sehen - alles was man eben so braucht.
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Anschluss- und Entstörteil ist nun fertig bestückt. Die bröselige Lüsterklemme aus Bakelit ist auch noch gegen eine aus PVC gewechselt worden.
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Dann habe ich den Stator aufgeschraubt. Nach einem Testlauf war der Motor zu meiner Erleichterung voll ok. Nix durchgeschmort und auch der neue Kondensator ist nicht in die Luft geflogen.
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So, jetzt ist sie ganz zusammengesetzt und darf zum Fototermin Platz nehmen.
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Ich habe die Sirene noch nicht ganz hochlaufen lassen, denn sie hat erstaunlicherweise eine ungeheure Lautstärke, was am Sonntag nicht so ideal ist. Der saure Beigeschmack: Leider ist der Rotor schlampig produziert worden. Er erzeugt eine starke Unwucht, obwohl er (erfolglos) ausgewuchtet ist. Daher fängt die Sirene beim Hochlaufen zunächst an zu tanzen. Hoffentlich schrabbt er nicht am Stator bei voller Drehzahl...
Werde es morgen mal ausprobieren.
Zuletzt geändert von Marco am Montag 2. Mai 2005, 01:02, insgesamt 1-mal geändert.
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HP.D
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Re: Restauration EMB 1011 (13 Bilder)

Beitrag von HP.D »

Das ist ja mal ein toller Bericht! Super! Klar strukturiert und tolle Fotos. Dazu noch eine Klasse Arbeit! Weiter so!
..und im Notfall werden wir über die Medien informiert... Klar, hab auch immer ein Radio eingeschaltet dabei... :-(
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NCW
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Re: Restauration EMB 1011 (13 Bilder)

Beitrag von NCW »

meine EMB hatte weder kondensator, noch entstörspule... und die sache mit kochendem wasser is ja ma extrem geil. alles in allem, der wohl geilste restaurationsbericht!!!
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Witti76
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Re: Restauration EMB 1011 (13 Bilder)

Beitrag von Witti76 »

Was soll ich dazu sagen?
Absolut genial und sauber gearbeitet!
Hat richtig spaß gemacht den Bericht zu lesen und die Bilder zu betrachten.
Klauskinski
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Re: Restauration EMB 1011 (13 Bilder)

Beitrag von Klauskinski »

Moin!

Wirklich ein toller Bericht. Ist auch ein schönes Stück. Hinter so einer war ich auch mal her...
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Marco
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Re: Restauration EMB 1011 (13 Bilder)

Beitrag von Marco »

Danke euch allen!

Ja, wie erwartet scheuert der Rotor leider. Ich könnte noch am Stator innen etwas Material abschleifen, aber ich denke ich nehme die Macke einfach hin.
Klauskinski
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Re: Restauration EMB 1011 (13 Bilder)

Beitrag von Klauskinski »

Moin!

NUN ist der Bericht wirklich perfekt
Und ich weiß, nach welcher Sirene ich mich umsehen werde. Vorteile der EMB 1011: Tolle Optik (für meinen Geschmack), vergleichsweise Leistungsstark, braucht keinen Drehstrom und wichtig: sie ist nicht so am rumkreischen, wie die kleinen IMIs, sondern gibt einen für die größe vergleichsweise tiefen Ton und fährt schön langsam hoch
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