Seite 1 von 1

Das Drama um meine L1/F2

Verfasst: Sonntag 29. Juni 2025, 13:04
von Sirenenhunter
Hallo liebe Kollegen,

Es gibt wieder Zuwachs in meiner Sammlung! Eine L1/F2 von Elektror!
Aber leider beschädigt. Es war ein langer, stressiger Weg bis ich diese Sirene vor der Verschrottung retten konnte.

Zuerst einmal die Bestandsaufnahme:

Leider hat hier die klassische L1/F2 Krankheit zugeschlagen und der Statorring des Hochtöners ist zu großen Teilen abgebrochen. Beim Tieftöner fehlen ebenfalls die freien Stege des Statorrings. Auch das Abstandsstück, an dem die Bruchstücke hängen fehlt leider. Die Schaltanlage (sofern sie noch vorhanden war) fehlt leider auch.
Der Hochtöner läuft zum Glück, sprich der Elektromotor funktioniert einwandfrei, die Lager laufen gut und der Rotor hat keine Macken, Unwucht oder sonstiges. Da auch alle Ports vom Stator noch vorhanden sind, ist der Klang auch nicht wirklich beeinträchtigt. Beim Tieftöner ist leider das hintere Lager festgerostet, da aufgrund der weggebrochenen Abdeckung Wasser eingedrungen ist. Die Lager tausche ich aktuell, danach kann ich mehr über die Funktion sagen. Ich denke jedoch dass beim Tieftöner auch alles funktionieren sollte.
Alles drei Schutzdächer sind ohne Lochfraß und in gutem Zustand (außer dass sie etwas verbogen sind). Den Mast habe ich auch komplett mitgenommen.
Die Typenschilder sind noch vorhanden und nach einer noch ausstehenden Säuberung sicherlich gut lesbar.
Die Seriennummer des Tieftöners ist schon zu erkennen und lässt auf ein Baujahr um 1940 schließen.

Zur Geschichte der Sirene:

Die L1/F2 stand bis vor zwei Wochen auf dem Dach eines Fabrikgebäudes in der Tübinger Allee in Sindelfingen. Dieses gehörte früher der IBM (zu Vorkriegs-und Kriegszeit Deutschen Hollerith-Maschinen Gesellschaft (DEHOMAG)).
Seit 2003 stand dieses leer. Irgendwann wurde das Gelände von Mercedes Benz gekauft. Diese entschlossen sich 2024 die alten Fabrikgebäude abzureißen. Ein aufmerksamer Zuschauer meiner YouTube Videos gab mir dann letztes Jahr dankenswerterweise den Tipp, dass dort vermutlich eine L1/F2 steht und ich mich beeilen sollte, da die Abrissbagger schon bereit stehen. Die Sirene war tatsächlich nicht von der Straße aus, sondern nur vom höhergelegenen Parkdeck des gegenüberliegenden Hornbachs zu sehen.
Also fuhr ich hin, schaute mir die Sache einmal an und begann meine Odyssee zu dieser Sirene…

Der lange Weg bis zum Abbau bzw. Erhalt der Sirene:

Ich versuche die ganze Story einmal etwas zu komprimieren, um den Rahmen hier nicht zu sprengen…
Nachdem ich vor Ort war und den Namen der Abbruchfirma herausfand, rief ich bei dieser an. Dort wurde ich mehrfach weiter geleitet, bis ich beim Bauleiter rauskam. Leider war alles nicht so einfach wie gedacht. Die Sirene konnte nicht „mal eben“ für mich aufgehoben und an mich weitergeleitet werden. Das musste natürlich alles offiziell über Mercedes laufen. Dass das noch ein langer, nervenaufreibender Weg wird, wusste ich damals noch nicht…

Es hatte 8 Monate, ca. 35 Emails, ca. 5-10 Telefonate, einen Kaufvertrag und ein 10 Seitiges Lastenheft gebraucht bis die Sirene von der Abrissfirma abgebaut und an mich übergeben wurde. Entgegen der Absprache bekam ich vor dem Abbau keine Info und konnte so auch nicht dabei sein und unterstützen. Dementsprechend geschah das, was ich schon befürchtet habe: Die Sirene wurde beim Abbau beschädigt.

Jedoch erkannte ich später dass viele Bruchstellen schon verwittert und dementsprechend schon lange vorhanden waren. Die Sirene hing quasi noch „am seidenen Faden“ (man sah auch schon vorher dass der Tieftöner schon irgendwie schief hing). Vielleicht hätte ich mit meiner Anwesenheit beim Abbau auch nicht mehr retten können… wer weiß…
Leider wurde das Distanzstück von der Abbruchfirma verschrottet.
Nach dem Schaltkasten wurde auf meinen Wunsch hin angeblich auch vorher geschaut. Dieser wurde aber nicht gefunden. Ich vermute jedoch dass einfach an der falschen Stelle im Gebäude gesucht wurde.

Nach etlichen Wochen Verzögerung, sehr dürftigem Informationsfluss, unnötige verkomplizierung (ich musste die Sirene z.B. über mein Kleingewerbe kaufen, weil dem Zuständigen irgendwann eingefallen ist, dass Mercedes ja nicht an Privatleute verkauft…), viele Nachfragen meinerseits und Missachtung von Absprachen (Thema ich sollte beim Abbau dabei sein…) konnte ich letzte Woche endlich meine Sirene abholen.

Was passiert nun?

Ich habe natürlich mit dem Gedanken einer Vollrestauration gespielt. Man könnte die fehlenden Bruchstücke nachfertigen und einschweißen lassen (Aluguss schweißen = schwierig) und das Distanzstück könnte man auch nachbauen.
Jedoch ist mir das arbeitstechnisch und finanziell ein zu großer Aufwand. Ich werde wahrscheinlich nach dem Lagertausch die beiden Sirenen einfach reinigen und schön in meiner Sammlung ausstellen. Eventuell in einem Regal oder Schrank, in dem unten die L1 stehen wird und darüber auf einem verstärkten Zwischenboden die F2.

Alles in allem hat mich die Aktion zwar den letzten Nerv gekostet aber ich bin froh und zufrieden diese Sirene vor dem Schrott gerettet zu haben.

Re: Das Drama um meine L1/F2

Verfasst: Sonntag 29. Juni 2025, 13:05
von Sirenenhunter
Weitere Bilder: